Der vierte Tag in Japan
Um 7.00 Uhr klingelt der eingebaute Wecker. Da ich mich in einem Business Hotel befinde, habe ich auch mein eigenes Badezimmer. Es ist ein kleiner Container mit Tür, der im eigentlichen Zimmer steht. Hier sind Toilette, Waschbecken und Bad-Duschkombination auf engstem Raum untergebracht. Nachdem ich mich angezogen und gewaschen habe, packe noch kurz mein Zeug zusammen, damit wir nach dem Frühstück schnell aufbrechen können. Ich habe hier in einer Art Nachthemd geschlafen und Waschzeug wie Zahnbürste, Pasta, Rasierer und Seife stehen hier ebenfalls zur Verfügung genau so wie Duschgel und Shampoo.
Ich treffe Hajo um 8.00 Uhr beim Frühstück. Leider gibt es hier nur europäisches Frühstück also Brötchen mit Marmelade, Kaffee oder Tee, sowie hartgekochte Eier. Aber die Brötchen hier sind nicht mit den in Deutschland zu vergleichen. Es sind vielmehr kleine, weiche Brioche Brötchen, die man mit den stumpfen Messerchen eher aufreißt als schneidet. Aber ich bin schon froh, dass es hier aus einem Automaten „Kaffee satt“ gibt, damit kann ich den Schlafmangel der letzten Zeit kompensieren. Wir essen noch ein gekochtes Ei, wobei zwei weitere in unseren Taschen verschwinden. Ich fülle ein leeres Zuckertütchen mit etwas Salz aus dem Streuer, um für den Snack zwischendurch gerüstet zu sein.
Wir wollen zunächst zu Tempel Nr. 9 marschieren, dort unsere schweren Rucksäcke lassen, um den, von uns gestern links liegen gelassenen, Tempel Nr. 8 in unser Pilgerbuch eintragen zu lassen. Tempel Nr. 10 und vielleicht noch Tempel Nr. 11 könnte man heute schaffen und dann zwischen Nr. 11 und 12 in einer Pilgerhütte übernachten.
Bevor wir jedoch in Richtung Tempel Nr. 9 abmarschieren, will Hajo sich noch was im “Kusuri“, dem Drogeriegroßmarkt in der Nähe, kaufen. Wenn wir dem Weg hinter dem Hotel folgen, müssten wir eigentlich direkt zum Tempel Nr. 9, dem Hōrinji, gelangen.
Exkurs Tempel Nr. 9 Hōrinji (法輪寺)
Kōbō Daishi hat den „Tempel des Rades des Dharma“ gegründet. Mit dem Rad ist hier der ewige Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt gemeint, aus dem der Buddhist versucht auszubrechen. Kōbō Daishi hat auch das, für japanische Verhältnisse seltene, liegende Standbild Buddhas (nehan-zo) geschaffen. Es zeigt den historischen Buddha Shakyamuni, wie er in Indien ums Jahr 480 v. Chr. endgültig und vollkommen ins Nirvana eingeht und so das oben erwähnte Rad verlässt. Erleuchtet war der Buddha schon zu Lebzeiten, doch mit seinem Tod, löst sich seine Existenz und dass, was wiedergeboren werden kann, ins Nichts (Nirvana) auf. Während der Tempel ebenfalls durch Chōsokabes Truppen niedergebrannt wurde, überstand diese Darstellung Buddhas das zerstörerische 16. Jahrhundert und wird heute den Pilgern, leider nur alle 5 Jahre präsentiert. Nach dem Wiederaufbau an der derzeitigen Stelle brannte der Komplex, mit Ausnahme des Glockenturms, im 19. Jahrhundert nochmals nieder. Man kann heute noch in ca. 6 km Entfernung die Ruinen und Grundsteine aus dem 16. Jahrhundert vorfinden. Dem Honzon (Hauptgottheit) Shaka Nyorai werden heilende Fähigkeiten im Bezug auf Füße zugesprochen.
Wir laufen auf Trampelpfaden an Reisfelder entlang. Es ist ein Katzensprung vom Hotel nach Tempel Nr. 9. Hier fallen mir Palmen und Bäume auf, zu denen ich leider nichts im Pilgerführer finde. Es gibt vor dem Pilgerbüro ein eine Art „Zen Gärtchen“ mit Steinen und eine überdachter Sitzgelegenheit. Eine japanische Frau schenkt uns Bonbons als Osettai. Es gibt meist Obst oder Süßigkeiten als Pilgergeschenk, da dass neue Energie für den Weg gibt, andere Geschenke würden ohnehin nur das Packgewicht steigern. Wir fragen im Tempelbüro, ob wir unsere Rucksäcke hier deponieren können: “Nimotsu o chozō suru ka“ (Gepäck aufbewahren?), vielleicht nicht gerade richtig, aber die Mönche haben verstanden und winken, wir sollen die Rucksäcke in die Ecke stellen. Mit „domō arigatō gozaimasu“ (Herzlichen Dank) verabschieden wir uns und machen uns auf den Weg zum Tempel Nr. 8. Es geht bergaufwärts und ich komme ganz schön ins Schwitzen. Die Sonne kann hier ganz schön beißen, aber zum Glück habe ich meinen Sonnenblocker 50+++ dabei.
Exkurs Tempel Nr. 8 Kumataniji (熊谷寺)
„Der Tempel im Tal des Bären“ wurde von Kōbō Daishi gegründet, nachdem ihm während eines esoterischen Rituals die Shintogottheit von Kumano erschienen ist. Sie hat ihm eine kleine Kannon Bosatsu Statue überreicht, die er in eine, vorher im Akagatani Tal geschnitzte, tausendarmige Kannon Statue (Senju Kannon Bosatsu) aufbewarte. 29 der 88 Tempel sind Kannon gewidmet, da dieser meist mit weiblichen Zügen dargestellte Buddha, das universellen Mitgefühls bereits im Namen („die Stimmen der Welt hörend“) führt. Leider fielen die beiden Statuen 1927 einem Feuer zum Opfer und wurden 1971 durch eine Statue von einem Künstler aus Nagoya ersetzt. Bemerkenswert ist weiterhin das Tor, welches 1687 erbaut und zu den größten Toren der Pilgerreise zählt. Auch der Glockenturm (tahōtō) aus dem Jahre 1774 ist der älteste auf Shikoku und beherbergt einige Buddha Statuen.
In unserem Tempelführer von der Homepage von David Turkington lesen wir, dass diese Tor das erlesenste bzw. schönste Tor („finest of all temples“) der Pilgertour sein soll. Wir finden beide, dass das Tor, vor dem wir stehen, einen nicht gerade vom Hocker reißt. Aber vielleicht ist ja das andere Tor gemeint, dass direkt vor dem Tempel steht. Mit seinen geschnitzten und kolorierten Wächterstatuen sieht dieses Tor schon eher nach einer Superlative aus. Nachdem wir unseren Pilgerverpflichtungen nachgegangen sind, liest Hajo mir erneut aus seinem Tempelführer vor. Sogar der Daimyō (Landesherr) von Awa soll hier während des Tokugawa-Shogunats (1603–1867) mit seinen Kriegern eine Mondschein Party gefeiert haben.
Es soll hier auch eine Pinie (garyuu no matsu) geben, die wie ein Drache aussehen soll. Leider finde ich sie nicht, obwohl ich solche Pflanzen und vor allem die Geschichten dazu liebe. Weiter fallen mir ein paar sehr junge Pilger auf, die mit ihren Skateboards unterwegs sind. Von Fahrradpilgern hatte ich schon gehört, aber diese modernere Form der „schnellen bergab Fortbewegung“ kannte ich noch nicht. Man trifft immer wieder sehr junge Leute, die in den Ferien mit Bergen von Pilgerbüchern oder Rollbildern bewaffnet, die Pilgerbüros stürmen. Sie verdienen sich mit dem Abstempeln wohl etwas Geld nebenbei oder finanzieren sich die Pilgerreise durch den Verkauf der vollständig gestempelten Pilgerutensilien.
Es geht weiter zur Tempel Nr. 10, der für uns ca. 8 km entfernt liegt, da wir wieder zurück zu Nr. 9 müssen, um unsere Rucksäcke zu holen. Wir laufen auf der Straße, vorbei an den Tempeln Enkōji und Shōnenji, die ebenfalls in unseren Karten eingetragen sind, aber weder zu den 88 „Haupttempeln“ (fudasho) noch zu den 20 nicht nummerierten („unnumbered“; bangai fudasho) „Nebentempeln“ gehören.
An der Straße zum Tempel Tempel Nr. 10 Kirihataji gibt es eine Gasse mit Geschäften und Gaststätten. Wir fragen in einer Suppenküche, ob wir unsere Rucksäcke da lassen können und machen uns auf den Weg. Während wir den Aufstieg über den Pilgertrail machen, bekommen wir einen Vorgeschmack auf die noch folgenden Bergtempel. Die Rücktour werden wir auf der Autostraße entlang laufen, da der liebe Hajo mit seinen Füßen hardert.
Exkurs Tempel Nr. 10 Kirihataji (切幡寺)
„Der Tempel des Webens und Schneidens“ hat seinen Namen von einer Legende, die sich hier zugetragen haben soll: Als Kōbō Daishi sich hier religiösen Praktiken widmete, wurde er von einer jungen Weberin mit Essen versorgt. Als er sie um ein Stück Stoff für eine Hose bat, gab sie ihm ohne Zögern so viel Stoff, dass er eine ganzes Mönchsgewand schneidern konnte. Er fragte sie nach ihrer Herkunft und sie erzählt ihm von ihrem schweren Schicksal. Ihre Mutter war eine Adlige, die einer Intrige am Kaiserhof zu Opfer gefallen war, während ihr Vater in der Verbannung leben musste. Die schwangere Mutter betete am Tempel Kiumizudera in Kyoto zu Kannon, sie möge eine Tochter gebären, so dass ihr Kind vor den Auswirkungen des Skandals sicher sei. Kurz nachdem das Kind geboren war, erschien Kannon und wies die Mutter an, mit dem Kind nach Sikoku zu fliehen.
Bewegt durch diese Geschichte schnitzte Kōbō Daishi eine Kannon Statue. Die Weberin bat ihn, sie als Nonne zu ordinieren und ihr die Haare zu rasieren. Alsbald wurde diese Nonne erleuchtet und nahm die Gestalt einer Kannon Statue an. Zum Gedenken an diese Begebenheit gründete Kōbō Daishi diesen Tempel, der auch unter dem Namen Tokudozan Kanjōjo (Berg der Ordination) bekannt ist und machte die beiden Kannon Statuen zum Honzon.
330 Stufen führen hier zur Haupthalle (Hondō), zur Pagode noch einige mehr. Der Tempel beherbergt trotz zweimaliger Zerstörung durch Feuer zahlreiche Schätze u. A. Sutren Manuskripte.
Nach der Rückkehr in die Suppenküche, die als Spezialität Udon in allen Variationen anbietet, bestelle ich „Kake Udon“ und Hajo „Tempura Udon“. Udon sind Nudeln, die nicht wie Soba aus Buchweizenmehl hergestellt werden, sondern Weizenmehl. Sie sind auch nicht so dünn wie, die bei uns aus japanischen Fertiggerichten bekannten, Ramen Nudeln. Sie werden in einer heißen Brühe serviert, die im Falle des Kake Udon noch Frühlingszwiebeln und Kamaboko enthält. Kamaboko ist eine wurstartige Fischmasse, die gekocht, zT. rotgefärbt und in Scheiben geschnitten (naruto), in vielen Suppen zu finden ist. Tempura ist die japanische Bezeichnung für frittiertes Gemüse, aber auch fittierter Tofu (aburaage) findet sich in Hajos Suppenschüssel. Sollten keine Löffel serviert werden, kann man die Suppentasse an den Mund führen und genüsslich schlürfen. Die Nudeln werden meist zuvor mit den Stäbchen herausgefischt. Auch hier ist ein geräuschvolles Einsaugen überlebensnotwendig, da man die Nudeln mit der Frischluftzufuhr abkühlt und sich so nicht den Mund verbrennt.
Gut gestärkt wollen wir jetzt die knapp 10 km zu Tempel Nr. 11 (Fujiidera) angehen. Wir durchqueren die Flussniederungen des Yoshino-gawa, der an dieser Stelle aus zwei Armen besteht. Hier wird viel Landwirtschaft betrieben. Geschäftige Menschen arbeiten auf den Feldern, alle in Handschuhen, die Frauen mit großen Hüten und Mützen vermummt, um sich vor der bissigen Sonne zu schützen. Ich denke, es sind die ersten schönen Tage des Frühlings, aber wenn die Sonne scheint, hat diese schon richtig Kraft. Es werden Plastikbahnen aufgespannt und Bahnen mit Erde angehäufelt. Es sind nicht so große Felder, wie ich sie aus Deutschland kenne, wo fast alles maschinell gemacht werden kann, hier herrscht noch echte Handarbeit vor. Wir überqueren eine schmale Brücke, die gerade mal Platz für ein Auto hat. In kleinen Nothaltebuchten muss der Gegenverkehr ausweichen. Ich frage mich immer wieder, wann weiß ein Japaner, dass er ausweichen bzw. anhalten muss? Die Reglung des Straßenverkehrs, der wohl sehr auf gegenseitige Rücksichtnahme beruht, wird mir bis zum Ende meiner Reise ein Rätsel bleiben.
Wir treffen Herr Blaukopf wieder und Hajo hält ein Schwätzchen, danach gelangen wir über einen Deich in die Stadt. Hier sehen wir auch ein Pilgerhäuschen, das recht komfortabel wirkt und wir hoffen, dass unsere heutiges Nachtlager die gleichen Vorzüge besitz. Wir folgen einem jungem Mann und einer Gruppe von drei älteren Damen. Als diese jedoch abbiegen, nimmt das Schlamassel seinen Lauf: Da wir noch Proviant aus einem Lawson Kombini kaufen wollen, können wir ihnen nicht folgen. Als wir aus dem Laden kommen verfehlen wir wohl irgendwie den richtigen Weg und landen in einem Wohngebiet. Kaum ein Mensch auf der Straße oder in den Gärten, den man fragen könnte und wenn man jemanden findet, dann wissen die Leute meist auch nicht wo den der Fujiidera Tempel liegt. Aber das Glück ist uns abermals hold oder hatte Kōbō Daishi ein Einsehen mit uns Gaijin (Ausländer), jedenfalls finden wir einen Pilger, dem wir bis zum Tempel Nr. 11 folgen können. Hier treffen mir auch unseren Tent Boy (Zelt Jungen) wieder, den wir auf dem Weg gestern verloren haben.
Exkurs Tempel Nr. 11 Fujiidera (藤井寺)
Der Fujiidera ist der Tempel der Glyzinien oder des Brunnens voller Glyzinien, wie die direkte Übersetzung lautet. Glyzinien oder auch Wisteria, wie sie im Englischen Sprachraum genannt werden, sind bei uns unter der Bezeichnung „Blauregen“ bekannt. In Japan dient diese verholzende Kletterpflanze vor allem um Lauben und Unterständen ein lebendiges Dach aus Blättern und Blüten zu verschaffen. Kōbō Daishi soll hier, nachdem der den Tempel gegründet (815) und die Statue von Yakushi Nyorai geschaffen hat, eine fünffarbige Glyzinie gepflanzt haben. Noch heute zeugen die Muster der Dachziegel und die vielen Glyzinien der Umgebung davon. Die Statue des Yakushi Nyorai, hat als einziger Tempelbestandteil die Feuer überstanden und soll vor Naturkatastrophen schützen. Nach neuen Erkenntnissen stammt die Statue aus dem 13. Jahrhundert und wird als Nationalschatz geführt. Seit 1681, nach seinem Wiederaufbau, der Rinzai Sekte des Zen Buddhismus zugehörig, ist es einer von drei Zen Tempeln, in der sonst shingonbuddhistischen Pilgerroute. Eine Mini Shikoku Pilgertour befindet sich hinter dem Hondō (Haupthalle).
Nachdem wir unsere Sutra rezitiert und unsere Nōkyochō (Pilgerbuch) haben abstempeln lassen, kommen wir mit einigen Pilgern ins Gespräch. Ich lerne einen Herrn aus Kamakura kennen. Kamakura ist auch so ein Tempel Hotspot wie Kyoto oder Nara. Ich kenne es recht gut, da ich es oft besucht habe, als ich noch in Yokohama gelebt habe. Hier habe ich auch meine Leidenschaft zu Tempeln und Schreinen entdeckt und das erste Mal ein Pilgerbuch gekauft. Eine Japanerin, die geradezu den Kontakt zur mir sucht, erklärt mir sie sei Christin. Ich grinse verlegen, nun ich komme zwar aus einer christlichen Kultur, mache mir aber mehr aus dem Buddhismus als aus dem Christum. „Immer das was man nicht hat zieht einen an“, erkläre ich ihr.
Hajo unterhält sich mit Händen und Füßen mit so einem zahnarmen Opa mit Ziegenbart. Als ich näher komme, schlägt mir der Geruch von Alkohol in die Nase. Wenn wir den Sake-Pilger richtig verstehen, ist die „Hashiyama Rest Hut“, in der wir unser Nachlager aufschlagen wollten, kaputt und „Ryuusui-an“ zu weit weg. Er selber will wieder in die Stadt, um dort beim Kamo Onzen oder Kamo-no-yu kostenlos zu übernachten. Als wir uns daran machen, den Pilgerweg in die Berge zu nehmen, kommt der Typ hinterher. Ungeachtet des Verfolgers wandern wir den Trail entlang, bis Meister Ziegenbart uns einholt und auf eine kleine Brücke aus Beton weist. Er will uns einen Unterschlupf zeigen, der nicht in den Karten verzeichnet ist. Es stellt sich als stabile Holzhütte heraus, die zwar keine Seitenwände hat, aber bei nicht allzu schlechtem Wetter, mit ihren Bänken doch eine willkommene Schlafgelegenheit bietet.
Kaum sitzen wir in der Hütte, beginn es zu regnen. „Schwein gehabt“, denke ich. Jetzt kann ich meine selbstaufblasbare Isomatte und meinen Schlafsack ausprobieren und zusätzlich mindestens 5000 Yen für eine Unterkunft sparen. Proviant für Abendessen und Frühstück haben wir auch dabei. Nur ein Getränkeautomat für den heißen Tee am Morgen und eine adäquate Toilette fehlen. Prophylaktisch gehe ich noch in der Dämmerung „hintern Busch“ bzw. an den Hang. Aber man muss hier aufpassen, dass man nicht von der Anhöhe kugelt, denn direkt auf unserem Plateau stehen viele kleinen Schreinen, denen man aus Pietätsgründen nicht zu nah kommen möchte. Hajo hat einen Biwak-Sack dabei, einen regenfesten Überzug für den Schlafsack. Ich selber begnüge mich damit über meinen Schlafsack einen Regenponcho anzuziehen und mein freies Fußende in einen blauen Müllsack zu hüllen. Ich ziehe noch meine zweite Treckinghose und Handschuhe an. Eine Mütze ziehe ich mir noch über die Augen, eine bessere Schlafhilfe gibt es nicht. So müsste es eigentlich gehen. Hajo empfiehlt mir, meine Schuhe umgedreht auf die Sitzbank zu legen, damit ich am Morgen keine Überraschung mit ungebeten Insekten oder Schlagen habe. Obwohl ich nicht glaube, dass so früh schon Schlagen unterwegs sind, fürchte ich eher einem Wildschein zu begegnen.
Nach dem Abendessen besprechen wir noch kurz den Plan für morgen. Es steht ein „henro korogashi“, ein „wo ein Pilger fällt“-Tempel an. So werden die Trails zu den Tempeln Nr. 12, 20, 21, 27, 60, 66, 81 und 82 bezeichnet, die sehr steil und anstrengend zu steigen sind. Es sind alles Bergtempel zu denen man nur gelangt, nachdem man etliche Berge, Bergrücken und Pässe überwunden hat.
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