Karte von Shikoku mit den 88 Haupt- und 20 Nebentempeln


Mittwoch, 9. Juni 2010

Sonntag, 12.04.2009, Ehime, Imabari City, Onishi, B.H. Kurushima

Der 28. Tag in Japan
Wie gesagt, dass dies hier ein Businesshotel sein soll, ist lachhaft, da das Bad verdreckt ist, Shampoo gibt es auch keins und erst der Zigarettengeruch im Zimmer! Aber das wird mir auf meiner Tour noch öfters begegnen. Ich verstehe nicht, warum, wenn man schon nur Tatami Räume hat, es nicht möglich sein soll, diese gründlich zu reinigen. Staubfänger wie Mobiliar gibt es doch nicht, da kann man doch den Rest umso gründlicher bearbeiten? Nach einem schnellen Kombini Frühstück, hier sollte es das Morgenmahl erst um 7.00 Uhr geben, schleiche ich mich. Als ich am Vorderhaus vorbei komme, in dem sich anscheinend der Speisesaal (shokudō) befindet, springt ein Mann heraus und dankt mir für meinen Besuch. Das kann man aber auch nur mit Pilgern machen, die hier nie wieder vorbei kommen. Aber mit der Zeit wird man bescheiden, ein Dach über dem Kopf und vor allem ein heißes Bad, in dem man nicht gleich gekocht wird, und der Tag ist ein erfolgreicher gewesen. Während ich am Anfang meiner Tour noch vor lauter Anspannung Magenschmerzen hatte, bei dem Gedanken, mir jeden Abend eine Unterkunft suchen zu müssen, bin ich jetzt relativ locker drauf. Die Anspannung ist so einer lockeren Fokussierung auf das Ziel gewichen. Aber nicht im Sinne von Besessenheit, das Ziel zu schaffen. Vielmehr bin ich ohne jeden Zweifel davon überzeugt, die Tour bis zum 88. Tempel durchziehen zu können, da ich jeden Tag mein Bestes gebe und auch noch nicht auf wirkliche Probleme mit der Gesundheit, dem Wetter oder der Wegführung gestoßen bin. Es ist viel mehr eine Art Meditation im Gehen. Man macht das was man macht vollkommen: Wenn ich wandere, wandere ich, wenn ich Hunger habe esse ich und wenn ich kaputt bin mache ich eine Pause. Ich gucke nur noch selten auf die Uhr, immer nur dann, wenn ich entscheiden muss, ob ich heute noch weiterlaufen soll. Auf alle Fälle laufe ich jetzt der aufgehenden Sonne entgegen und stocke meinen Proviant am nächsten Lawson Kombini auf. Hier telefoniere ich auch mit Deutschland, damit meine Familie weis, dass ich noch immer putz munter bin und mich kein Yakusa-Gangster (japanische Mafia) „shanghait“ (entführt) hat. Wenn ich 8 Stunden zurückrechne, ist es in Deutschland später Abend, ich könnte auch am deutschen Vormittag anrufen, doch dann wäre es hier in Japan früher Abend und da checke ich gerade in meine Unterkunft ein bzw. schlafe schon, da ich morgens wieder mit der Sonne aufstehen muss. Schnell habe ich die paar Kilometer zu Tempel Nr. 54 überwunden. Das wird heute eine schöne Tempeljagd, insgesamt kann ich heute 6 weitere Einträge für mein Pilgerbuch (nokyochō) erbeuten, da die Tempel hier in Imabari City nur 3 bis allenfalls 6 km voneinander entfernt liegen.

Exkurs Tempel Nr. 54 Enmeiji (延命寺)
„Der Tempel des langen Lebens“ wurde ursprünglich unter dem Namen Enmyōji auf dem Berg Chikami (244 m) von Gyōgi (668-749) gegründet. Er baute zwischen 729 und 749 sieben Tempelhallen und schnitze als Honzon (Hauptgottheit) eine Fudō Myōō Statue. Zwischen 774 und 835 kam Kōbō Daishi auf Geheiß des Kaisers Saga (786-842; 52. Tennō) hierher und renovierte den verfallenen Tempel. Während des Krieges im 16. Jahrhundert zerstörten Feuer unzählig Male die Gebäude. Einer Legende nach wurde die 1704 vom Tempeloberhaupt gegossene Glocke gestohlen. Als man sie nun läuten wollte, soll sie nur ein leises „inuru – inuru“ von sich gegeben haben, was im lokalen Dialekt so viel wie „geh’ Heim“ bedeutet. Die verängstigten Räuber brachten die Glocke sogleich zum Tempel zurück. 1727 wurde der Tempel an seinen jetzigen Ort verlegt und während der Meiji-Zeit (1868-1912) von Enyōji in Enmeiji unbenannt, um Verwechslungen mit dem Emyoji (Tempel Nr. 53) zu vermeiden. Zwischen 1912 und 1926 wurde der gesamte Tempelbezirk erneuert. Das äußerste Tor des Tempels soll vom Imabari Castle hierher transportiert worden sein. Der Enmeiji Tempel ist der einzige Tempel der Shikoku Pilgerreise, der zwei Glockentürme aufweisen kann. Das hängt noch mit der Legende über die klagende Glocke zusammen. Aber wie der genaue Zusammenhang ist, ist sehr schwierig, da es verschiedene Abwandlungen dieser Geschichte gibt. Der Tempel ist auch dafür bekannt, dass der Buddhist Gyōnen (1240–1321), aus der Kegon Schule des Buddhismus, hier sein Buch Hasshū-kōyō, „Die Essens von der philosophischen Analyse der 8 buddhistischen Schulen“ geschrieben haben soll, in dem er sich mit der Geschichte der sechs Schulen des sogenannten Nara-Buddhismus und der zwei Schulen des Heian-Buddhismus auseinander gesetzt hat. Andere glauben, er habe dies in Tempel Nr. 53 getan. Auf alle Fälle gibt es hier einen steinerne Trailmarkierung (hyōseki), die von dem Priester Yuben Shinnen (1691; nicht Shinnen vom Todai-ji in Kyoto; 804–91!) errichtet worden ist. Um das 17. Jahrhundert hat er die Pilgerreise ungefähr 20 Mal unternommen und während dessen die Pilgerroute vermessen und unzählige Pilgerunterkünfte und Wegmarkierungen errichtet. Auf ihn geht auch das erste Pilgerbuch, „Shikoku Henro Michishirube“, von 1687 zurück. 1689 ergänzte er es um einen zweiten Band, „Shikoku Henro Kudokuki“, in dem er die Geschichten und Mythen um und über die Shikoku Pilgerreise zusammengetragen hat.

Der Tempel liegt auf einer kleinen Anhöhe, man muss nicht viel kraxeln, dafür hat man einen schönen Blick, wenn man abseits der Haupthalle den Platz mit den Kirschbäumen aufsucht. Es gibt hier eine Ladenzeile, die jedoch noch geschlossen ist. Die Hallen sind prächtig geschmückt, aber mir gefallen vor allem die hohen Bäume und die Palmen. Ich finde sogar beide Glockentürme, später auf den Fotos kann ich sie nur auseinanderhalten, weil der eine mit roten Laternen und der andere mit weißen Laternen geschmückt sind. Nicht so sehr nett finde ich hier die Jizō Figure, die umringt wird von kleinen „grünen Männchen“, die mich doch stark an ungeborene Foeten erinnern. Die „Pille“ ist in Japan nicht verbreitet und so werden ungewollte Schwangerschaften meist abgebrochen. Aber Jizō ist der Beschützer aller Kinder und so können die betroffenen Frauen zumindest den Seelen ihrer „Wasserkinder“, wie sie in Japan genannt werden, noch Gutes tun. Die Frauen fürchten nämlich die Rache der Seelen und so verdienen die Tempel an diesen Jizō-Kult nicht wenig.

Siehe http://www.tagesschau.de/ausland/wasserkinder102.html zu diesem Thema!

Exkurs Totenriten in Japan
In Zusammenhang mit Totenriten in Japan ist der angrenzende Friedhof, in der Karte wird er „Memorial Park“ genannt, umso beeindruckender. Der buddhistische Totenname vom Mönch Kukai lautet Kōbō Daishi, aber das ist kein Privileg für verehrensvolle Persönlichkeiten, sondern wird an jeden Verstorbenen vergeben, da er jetzt auf dem Weg ins Jenseits ist. Dieser Name wird auch auf Täfelchen (ihai) geschrieben, die zusammen mit einem Bild des Verstorbenen auf dem buddhistischen Hausaltar verehrt werden. In Japan werden die Toten innerhalb kürzester Zeit verbrannt und nicht deren Asche, sondern nur die übriggebliebenen Knochen gesammelt. Nachdem sie zuhause mit dem Kopf nach Norden aufgebahrt und eine Totenwache, geleitet vom ältesten Sohn, abgehalten wurde, übernimmt ein buddhistischer Priester die weiteren Zeremonien. Nach der Einäscherung werden von den Familienmitgliedern mithilfe extra langer Bambusstäbchen die Knochenreste in eine Urne überführt. Kotsuage („Aufnehmen der Knochen“) wird diese Zeremonie genannt und ist Grundlage dafür, dass man in Japan niemals Speisen von Stäbchen zu Stäbchen reicht. Diese Urne wird dann im Familiengrab eingelagert. Jede Tempelgemeinde hat ihren Friedhof, aber der Platz ist teuer und auch die darauf errichtete Gedenkstätte ist nicht billig. Die Trauerzeit beträgt 7 mal 7 Tage (49 Tage), innerhalb dieser Zeit soll die Seele des Verstorbenen die Reise ins Jenseits abgeschlossen haben, wobei nach jeder Woche eine weitere Zeremonie abgehalten wird. Danach folgen nach 3, 7, 13 und 33 Jahren nochmals Riten. Eine alljährliche Gedenkfeier ist das Obon-Fest Mitte August, bei dem die verstorbenen Ahnen zu ihren Gräbern zurückkehren und von ihren noch lebenden Verwandten mit Opfergaben geehrt werden. Es gibt viele Lichter, die den Ahnen den Weg vom Jenseits (mukae-bi; "Begrüßungslicht“) und nach drei Tagen wieder ins Jenseits zurück (okuri-bi; „Verabschiedungslicht") weisen sollen. Feuerwerk und das vor allem für Kyoto bekannte „Daimonji“, bei dem auf den 5 Bergen der Stadt Feuer inform der Symbolzeichen (Kanji) für „Buddhas große Lehre“ entfacht werden, sind für dieses Fest charakteristisch. Auf die in privaten Haushalten vorkommenden buddhistischen Hausaltäre (butsuden) und die shitoistischen (kamidana) will ich nur am Rande erwähnen. Hier sei nur angemerkt, dass der Tod buddhistisch gefeiert wird und das Leben (Geburt, Heirat etc.) shintoistisch. Und, da der Shintoismus sehr auf Reinheit beruht, und Tod sowie Blut zur Verunreinigung führen, werden die Kamidana Miniaturschreine während der Aufbahrung verhängt und die Anwesenden nachher mit Salz gereinigt.

Aber zurück zum Friedhof, dessen Gedenkstätten kein Ende nehmen wollen. Ich entdecke zwischen alle den typisch japanischen Marmorsteinen aber auch eine kleine Pyramide mit einem christlichen Kreuz und Grabmale, die wie aus Natursteine wirken. Es gibt hier eine große Gedenkstätte für die Gefallenen des Krieges. Ich kann zwar die Inschrift nicht lesen, doch ein großes Kanonenrohr, das hier vor dem Türmchen liegt, macht mir dies unmissverständlich klar. Ich folge dem Trail und verlasse den Friedhof, folge dem Fluss Asa-gawa und frage mich, wie man aus so einem flachen und trüben Rinnsal noch Fisch angeln will. Dass hier ein paar Schildkröten herumrudern überrascht mich nicht, aber den Angler, der hier steht und mit Futter die Fisch anlocken will, beobachtet ich dann doch gespannt, ob er während meiner Anwesenheit nicht doch einen Fang an Land ziehen kann. Aber Fehlanzeige – ich folge dem Fluss weiter, vorbei am Himesaka Schrein, denn einen Schrein werde ich gleich besuchen, den Ōyamazumi, der direkt neben dem Nankōbō liegen soll. Plötzlich brüllt ein vor mir auf der anderen Flussseite laufenden Pilger zu mir rüber. Ich verstehe zwar seine Worte nicht, da er aber immer wieder nach rechts winkt, gehe ich davon aus, dass ich spätestens an der nächsten Brück, die Flussseite wechseln sollte, um den Tempel nicht zu verpassen. Ja, die Orientierung in den Städten ist schwierig, da die Beschilderung entweder fehlt und infolge von anderen Schildern übersehen wird. Aber schließlich stehe ich vor dem Schrein, dessen Inari-Füchsen ich eine Stippvisite abstatte und laufe am Denkmal der Luftangriffe des 2. Weltkriegs vorbei zum Tor des Tempels Nr. 55.

Exkurs Tempel Nr. 55 Nankōbō (南光坊)
In der Vergangenheit gab es einen Tempel-Schrein auf der Insel Ōmishima, von dem man sagt, er sei von Gyōgi (668-749) gegründet worden. Die Insel Ōmishima liegt etwa 20 km von dem Ort entfernt, auf dem „der Tempel des südlichen Lichts“, wie der Nakōbō in der Übersetzung heißt, jetzt steht. Obwohl nicht mehr Teil von Shikoku, gehört diese Insel in der Seto Inlandsee mit dem Oyamazumi Shintō Schrein noch zur Präfektur Ehime. 703 wurden von Ochi Tamazumi, Bevollmächtigter der Provinz Iyo (später Ehime), 24 Halle für den buddhistischen Gottesdienst errichtet, von denen 712 acht Gebäude nach Ochi auf Shikoku transportiert wurden, da sie bei stürmischem Wetter nicht genutzt werden konnte. Der Nankōbō war also ursprünglich nur eine buddhistische Zweigstelle des Oyamazumi Schreins. Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass Buddhismus und Shintoismus so stark miteinander verzweigt sind, da nach einer Theorie aus dem 9. Jahrhundert, die Honji-suijaku („Theorie der ursprünglichen Formen und der manifesten Spuren“) genannt wird, die shintoistischen Kami als Manifestationen von Buddhas oder Bodisattvas darstellt. So geschehen z. B. für die Kami an den Kumano-Schreinen in den Kii-Bergen, die vor allem im Shingon-Shinto und im Shugendo (siehe Tempel Nr. 47 Yasakaji) verehrt werden. Zwischen 810 und 824 besuchte Kōbō Daishi den Tempel, führte einen Ritus durch und erkannte die Heiligkeit dieses Ortes. Der Tempel wurde 1119 abermals versetzt und so vom eigentlichen Ōyamazumi Schrein getrennt, der heute noch nebenan liegt. Zwischen 1573 und 1592 wurden mindestens 8 Hallen von Chōsokabe Truppen niedergebrannt und um 1600 von Lord von Imabari, Tōdō Takatora (1556-1630) wiederaufgebaut. In der Meiji-Zeit (1868-1912) unter dem Gesetz zur Trennung von Buddhismus und Schintoismus wurden die Statue des Daitsū Chishō Nyorai, zwei Geleitstatuen und 16 andere Statuen in die Tempelhalle überführt. Damit war der Tempel unabhängig geworden. 1945 wurden alle Gebäude mit Ausnahme der Daishihalle und der Goma-Ritual-Halle zerstört, die Daishihalle von 1916 diente seitdem als Haupthalle und wurde erst 1981 durch eine neue Haupthalle ersetzt.
Der Honzon (Hauptgottheit) Daitsū Chishō Nyorai ist sehr ungewöhnlich, er gehört eigentlich nicht zu den 13 Buddhas des Shingon Buddhismus. Der Buddha, der in der Hokke-kyō (Lotus Sutra) erscheint, ist der Nichiren Schule des Buddhismus zuzurechnen, wobei er in dem Sutra als „der Erleuchtete Eine vor dem Shaka Nyorai“ beschrieben wird.

Während der Schrein mit seinen Inari-Füchsen doch recht hübsch war, vor allem mit den Schnitzereien, ist das Tor vom Tempel Nr. 55 eine Wucht. Mit insgesamt 4 Wächterfiguren, die alle relative neu wirken und durch ihr helles Holz sehr schön mit der Goldauflage harmonieren. Hier beginnt ein weitläufiges Terrain für einen „Stadttempel“ mit mächtigen Steinlaternen. Man darf hier sogar direkt auf dem Tempelgelände parken, was ich nicht so toll finde, da ein Automobil auf einem Foto eines alt-ehrwürdigen Tempels nichts zu suchen hat. Feuerlöscher übrigens auch nicht, da wird man der Illusion beraubt, dass schon Kōbō Daishi diesen Anblick genießen durfte. Aber auf dem Tempelgelände findet man immer wieder unschöne Dinge, die neben den bereits erwähnten Feuerlöschern auch stationäre Löschspritzen, ja komplette Löschfahrzeuge einschließen. Dürfen dann auch Autos und große Reisebusse im eigentlich heiligen Areal parken, kommt man sich eher wie in einer Innenstadt als wie in einem Tempel vor. Aber zum Glück treffe ich meist in den Tempeln ein, wenn nicht so viele Besucher das Gelände überschwemmen. Meist bin ich, bis auf zwei, drei Pilger sogar allein.
Auf dem Weg zu Tempel Nr. 56 habe ich mit der Orientierung keine Probleme, da ich nur die knapp 3 km geradeaus laufen muss. Vorbei am Imabari Bahnhof, vor dem schwarze Taxis auf Kundschaft warten, muss ich zum Betreten des Taisanji nur ein kleines Treppchen überwinden.

Exkurs Tempel Nr. 56 Taisanji (泰山寺)
„Der Tempel des friedlichen Bergs“ oder wie er ursprünglich übersetzt wurde „der Berg der leichten Geburt“, wurde 815 von Kōbō Daishi aufgrund einer Erscheinung, die er während eines 7-tägigen Ritus hatte, Jizō Bosatsu gewidmet. Der naheliegenden Fluss Sōja, trat damals regelmäßig über die Ufer und riss viele Menschen mit, er wurde von den Einwohnern auch Hitotori Gawa („Fluss, der die Menschen davon schwemmt“; Mörderfluss) genannt. Der Daishi wollte den Fluss zähmen und während des Rituals erschien ihm Jizō Bosatsu. Nachdem er einen Damm gebaut hatte, schnitze der die Statue von Jizō und gründete den Tempel, damals noch auf der Bergspitze. 824 wurden die Gebäude auf 7 erweitert und dieser Ort der Huldigung des Kaisers Junwa (786-840; 53 Tennō) gewidmet. 1690 wurde der Tempel von einem Feuer zerstört und diesmal am Fuße des Berges wiedererrichtet. Die Haupthalle wurde im Jahr 1954 errichtet, der Glockenturm, dessen Holz von der Trommelhalle des Imabrai Castle stammt, 1881 gebaut. Die Daishi-Halle (daishidō) ist von 1985. Kōbō Daishi hat noch Pinien zum Schutz gepflanzt, falls der Damm mal brechen sollte und von einem Baum wurde gesagt, dass er immer wieder neu sprießen konnte. Dieser Baum, wasurezu-no-matsu („Vergiß-nicht-Pinie“) genannt, starb aber 1982 und wurde durch eine neue Pflanze ersetzt.

Auf die Pinie war ich besonders gespannt, obwohl es sich um eine Neuanpflanzung handelt. Sie ist durch ein Bambusgitter und einen Stein mit Symbolzeichen (Kanji) auch nicht zu übersehen. Aber dieser Tempel wird mir in ganz anders in Erinnerung bleiben, da mich hier ein kleiner, weißer Hund begrüßt, als ich am „Pilgerschalter“ mein Pilgerbuch (nokyochō) signieren lassen will. Ich finde das für einen Tempel schon fast etwas unanständig, wie der Hund, zu dem sich noch ein zweiter gesellt, hier auf dem Ablagebrett rumturnen darf. Aber das ist hier in Japan wohl so. Kleine Kinder und kleine Tiere, die man als Kinderersatz hält, dürfen fast alles, werden verpäppelt und dann wundert man sich, dass man ihrer nicht mehr Herr wird. Andere Länder – andere Sitten. Man beachte in diesem Tempel noch die wunderschön gestaltete Steinlaterne, den improvisierten kleinen Teich und die Kōbō Daishi Statue, die vor einem Panorama aus Häusern steht.

Auf der nun folgenden Etappe zum Tempel Nr. 57 wird die Orientierung durch eine Baustelle vorm Tempel erschwert, ich finde nicht in den Trail und laufe nach Karte. Doch auf der Seitennaht des Kartenbuchs verliere ich meinen Weg, ich laufe durch Reisfelder, ich laufe hin – ich laufe her und finde schließlich doch noch einen Tempel. Das ist ärgerlich, wenn man voller Erwartung vor einem Tempel steht und dann feststellen muss, dass es sich um den falschen handelt. Dieser Tempel, der sich auf einem kleinen Berg befindet, ist in meinem Kartenmaterial nicht mal verzeichnet. Mir wird im Tempel gesagt, dass der gesuchte Tempel auf der anderen Seite des Berges liegt, aber wo ich jetzt bin, kann mir auch keiner zeigen. Als ich aber an der anderen Seite rauskomme, ist es der Weg, auf dem ich gekommen bin. Gefrustet mache ich eine Pause in einer Pilgerhütte, die ebenfalls nicht verzeichnet ist. Ich überlege, ob ich meine letzte Dose Traubenbrause öffnen soll oder sie lieber für den Notfall aufhebe. Sonst läuft man andauernd an Getränkeautomaten vorbei, aber wenn man mal einen dringend braucht, gibt es keinen. Eine Abkürzung den Abhang an einem Wasserreservoir hoch, führt mich durch den Wald. Verzweifelt suche ich nach einer Straße. Kann mich mein Orientierungssinne denn so sehr täuschen? Endlich entdecke ich ein kleines, blaues Verkehrsschild, dem ich folge und so endlich doch noch im Eifukuji lande. Ich hatte wohl meinen Bogen einfach zu groß gezogen und bin deshalb auf der anderen Seite des Berges gelandet.

Exkurs Tempel Nr. 57 Eifukuji (栄福寺)
„Der Tempel des Glücks“ wurde von Kōbō Daishi auf Befehl des Kaisers Sage (786-842; 52. Tennō) gegründet. Als der Daishi hier von einem im Sturm in Seenot geratenen Schiff hörte, bestieg er den Berg Futō und hielt ein Goma-Feuer-Ritual ab. Am letzten Tag des Rituals beruhigte sich die See und ein Licht strahlte vom Wasser her – Amida Nyorai erschien ihm. Zwischen 810 und 824 schnitzte er den Honzon (Hauptgottheit), baute eine Tempelhalle und widmete sie dem Amida. 859 strandete hier ein Mönch namens Gōkō aus dem Daianji Tempel in Nara. Er war vom Kaiser Saga nach Usa auf Kyushu, eine der Hauptinseln Japans westlich von Shikoku, zum shintoistischen Hachiman Schrein geschickt worden, um dort ein Orakel für den Kaiser in Empfang zu nehmen bzw. die shintoistischen Kami (Gottheiten) zu bitten, zum Kaiser auf den Berg Otoko im südlichen Kyoto zu kommen. Als der Gestrandete jedoch zum Eifukuji hinaufstieg, erinnerte es ihn sehr an den Berg Otoko. Er empfing hier auch das Orakel von Hachiman, von dem er glaubte, er habe sich in Gestalt des Amida Nyorai manifestiert. Deshalb baute er auf dem Berg verschiedene Hallen und gründete so den Katsuoka Hachiman Schrein, in dem Buddhismus und Shintoismus zusammenflossen. Der Betende kann hier sowohl für Sicherheit auf See als auch für Glück beten. Der Komplex brannte diverse Male nieder und geriet fast ein Jahrhundert lang in Vergessenheit. In der Meiji-Zeit (1868-1912) wurden Tempel und Schrein jedoch getrennt und zogen von der Bergspitze zu ihren jetzigen Standorten. Die meisten Gebäude wurden in dieser Zeit erneuert. Bemerkenswert im Tempel ist der Onegai Jizō, der den Pilgern, die ihm huldigen Wünsche erfüllen soll. Die Asche aus dem Weihrauchgefäß des Yakushidō (Halle des Yakushi) wird von manchen Pilgern mit nach Hause genommen, sie soll vor Krankheiten schützen.

In diesem Tempel finde ich vor allem die Dachreiter sehr interessant, die nicht immer die üblichen Drachen darstellen. Buddhas Fußabdrücke sollen wohl auch Wunder wirken - wie in den anderen Tempeln. Es ist hier für den erschöpften Pilger sogar eine steinerne Sitzecke mit Frosch eingerichtet. Ein Päuschen, das brauche ich nach meiner Odyssee wirklich und überlege, ob ich bei meinem heutigen Glück überhaupt eine Unterkunft finde.
Ich beschieße auf alle Fälle noch Nr. 58 und Nr. 59 zu besuchen, da es hier weit und breit keine Unterkunft gibt und hoffe, dass ich mich nicht wieder verlaufe. Aber der Weg zum Senyūji (Tempel Nr. 58) ist leichter als gedacht. Ich muss mich zwar laut Karte wieder in höhere Gefilde begeben, aber die sind dann doch nicht so steil wie vermutet.

Exkurs Tempel Nr. 58 Senyūji (仙遊寺)
„Der Tempel des abgeschiedenen Einsiedlers“ wurde im 7. Jahrhundert von Ochi Morioki, Lord der Provinz Iyo am Fuß des Berges Sarei auf Befehl des Kaisers Tenchi (662-672; 38. Tennō) gegründet. Er baute den Tempel und machte Senju Kanzeon Bosatsu zum Honzon (Hauptgottheit). Der heutige Tempelname beruht auf einem Einsiedler namens Abō, der hier Anfang des 8. Jahrhunderts vierzig Jahre lang Sutren rezitiert hat und dann unter mysteriösen Umständen verschwand. Um die Figur der Hauptgottheit ranken sich ebenfalls Legenden. Zum einen soll ein frommes Mädchen den Honzon (Hauptgottheit) geschnitzt haben, wobei sie sich nach jedem Schnitt dreimal niederwarf. Deshalb nennen die Einwohner den Tempel auch „Osarei“, welches sich auf die Niederwerfungen beim Schnitzen bezieht. Zum anderen soll der Honzon aus dem Palast des Drachenkönigs unter dem Meer stammen. Eine dritte Legende mischt die beiden und beschreibt einen weiblichen Drachen, der hier künstlerisch am Werk gewesen sein soll. Laut Frederick Starr, dem Uniprofessor mit der Leidenschaft für alte Namenszettel (osame fuda), den ich schon bei Tempel 53 erwähnt hatte, ist die Kannon Statue von Künster Unkei (1151–1223) geschaffen worden. Er ist für seinen, damals neuen, realistischen Skulptur-Stil berühmt und von ihm sollen auch die Wächterstatuen (niō) stammen. Als Kōbō Daishi zwischen 810 und 824 hierher kam, fand er nur Ruinen vor, und baute sieben Gebäude. Ein weiterer berühmter Besucher war der Priester Yuren, der in der Meiji-Zeit (1868-1912) viele Gläubige in den Tempel zog. Man sagt, er starb als er sich lebendig begraben ließ, um so die Menschheit zu retten. 1947 griff ein Waldbrand auf den Tempelkomplex über und zerstörte alle Gebäude. 1953 wurde der Hondō (Haupthalle) gebaut, im folgenden Jahr die Daishi-Halle (Daishi-dō) und 2003 wurde eine riesige Koyasu Kannon errichtet. Auch der Pfad zum Tempel weist Kannon Statuen auf, die an die Saikoku, die Pilgerreise zu den 33 Tempeln der Kannon im Gebiet Kansai, d.h. rund um Ōsaka, erinnern sollen. Bemerkenswert ist ein Brunnen, der hier auf dem Weg zwischen Tor und Tempel liegt. Der Daishi soll ihn erschaffen haben, um die Dorfbewohner von den verschiedensten Krankheiten zu heilen. Es gibt auch noch eine Geschichte von einem Hund, der als Bote zwischen den Tempeln Eifukuji (Tempel Nr. 55) und Senyūji (Tempel Nr. 56) eingesetzt wurde. Als er aber nun gleichzeitig von beiden Tempeln durch eine Glocke gerufen wurde, wusste er nicht wohin er als erstes eilen sollte. In seiner Verzweiflung beging das arme Tier Selbstmord in einem Teich, der heute Inutsuka-ike, „Hund Denkmal Teich“, genannt wird.

Bis zum Tor mit schönen Wächterfiguren, hell und ohne Draht, war es nicht schwierig, doch jetzt beginnen hier wieder die von mir so geliebten Treppen. Sogar ein Geländer gibt es, an dem sich der erschöpfte Pilger hochziehen kann. Aber wo ist die Koyasu Kannon, die riesige Kannon Statue, die im Tempelführer beschrieben wird? Da Kannon die Hauptgottheit im Tempel ist, ist der Weg dorthin auch nicht mit Jizō Figuren gepflastert, sondern mit Kannon Figuren, die den Saikoku, den Pilgerweg der 33 Kanon Tempel im Gebiet Kansai (Ōsaka, Kyoto, Nara, etc.) symbolisiert. Den werde ich nach Abschuss meiner Shikoku Tour ebenfalls besuchen, auch wenn ich ihn nicht ausschließlich bewandern, sondern eher befahren werde. Der Tempel hat alles was ein anständiger Tempel haben muss, nur die Pilgerunterkunft, die hier auf Stelzen am Hang gebaut ist, passt mit ihrem modernen Design nicht dazu. Die Aussicht von hier ist atemberaubend, man blickt auf die Ebene, kann das Meer und sogar ein paar kleine Inseln sehen und bestimmt ist die Aussicht von dort noch besser, aber mir gefällt das Gebäude einfach nicht. Ich bekomme als Pilgergeschenk (osettai) noch eine Karte geschenkt, von jemandem der hier so eine Art Kartenverkaufsstand hat. Aber ich verlasse den Tempel und rausche den Berg herunter. Über den Trail bin ich geradeaus unterwegs und auch der Abzweiger, der zum Chikurinji führt, lasse ich links pardon rechts liegen, damit ich mich nicht wieder verlaufe. Man ist ja manchmal echt blind und sieht den Wald vor lauter Bambus nicht, aber den Inutsuka Ike („Hundeteich“) habe ich dann doch nicht gefunden. Es sei denn es war der kleine Teich vorm Pilgerbüro oder der größere Weiher auf dem Weg zu Tempel Nr. 59, bei dem ich einen Fischreiher fotografiert habe. Es ist noch nicht mal 15.00 Uhr und ich muss nur noch Tempel Nr. 59 besuchen, der wieder näher an der Küste liegt und kein Problem sein sollte. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, denn heute habe ich mich schon oft genug verfranzt. Ich wandere durch Sakurai und sehe eine ganze Kette von Karpfenwimpeln (koinobori). Ohne größere Probleme betrete ich den Kokubuji Tempel, leider hat dieser Tempel kein Tor.

Exkurs Tempel Nr. 59 Kokubunji (国分寺)
741 wurde dieser Kokubunji („Provinztempel“) von Gyōgi (668-749), wie auch in allen anderen damaligen 66 Provinzen Japans, auf Anordnung des Kaisers Shomu (701-756; 45. Tennō) gegründet. Die anderen Kokubjunjis sind Tempel Nr. 15 für die Präfektur Awa/Tokushima, Tempel Nr. 29 für Tosa/Kōchi und Tempel Nr. 80 für Sanuki/Kagawa. Gyōgie hat auch die Statute des Yakushi Nyorai geschnitzt, die als Honzon (Hauptgottheit) im Hondō (Haupthalle) verehrt wird. Im frühen 9. Jahrhundert als Chissho Saishi (814-891) Tempeloberhaupt war, soll Kōbō Daishi sich hier aufgehalten haben und die 5 Buddhas (go butsu) des Shingon Buddhismus geschnitzt oder gemalt haben. Näheres geht aus den Tempelführern leider nicht eindeutig hervor. Auf alle Fälle stehen diese 5 Buddhas, mit dem obersten Dainichi Nyorai, für die 5 Weisheiten gegen Ärger, Neid, Verlangen, Ignoranz und Stolz und sollen dem Gläubigen zur Erleuchtung verhelfen. Die fünf-farbigen Bänder und Fahnen, die man in den Tempeln sieht, sind Symbol dieser „Furiosen Fünf“. Auch ein Schüler des Daishi, Prinz Shinnyo, soll sich hier 2 Jahre lang aufgehalten und während dieser Zeit die Lotus Sutra kopiert haben. Im 10. und 12 Jahrhundert von Truppen von Fujiwara Sumitomo (814-891) während der Schlachten zwischen den Genji und dem Taira Klan zerstört, vom Lord von Iyo wiederaufgebaut. Nach 1584 ließen Chōsokabe Motochika Truppen vom Tempel nur ein kleines Gebäude übrig. 1789 baute der 43. Tempelvorsteher Ekō eine neue Haupthalle und ließ weitere Gebäude wiederherstellen
Dies ist der einzige Tempel auf der Pilgerreise, der zum Shingon-Ritsu Buddhismus gehört. Einem Zusammenschluss von Shingon-Basis mit der strengeren Auslegung der Regeln für die Ordensgemeinschaft des Ritsu. Bemerkenswert sind hier das Tempelmuseum mit den alten Schriften, eine Pinie (Tennō matsu; „Kaiserpinie“), die vom Kaiser Shōmu gepflanzt wurde, um für Heilung zu beten, und das Grab von Nitta Yoshisada. Er war ein Samurai, einer der berühmtesten Feldherren seiner Zeit und eroberte durch eine Kriegslist den damaligen Shogunatssitz in Kamakura und besiegelte damit das Ende der Hōhō Regierung bzw. das Ende der Kamakura-Zeit. Es gibt eine Kōbō Daishi Figur, der man die Hand schütteln kann, es wird aber auch ermahnt, nur einen Wunsch zu äußern, da der Daishi ein beschäftigter Mann sei. Zusätzlich gibt es eine große, schwarze Vase, die Yakushi Tsubo genannt wird. Wer sie reibt, dessen Wunsch soll ebenfalls in Erfüllung gehen.

Die Kōbō Daishi Figur zum Händeschütteln steht hier gleich am Eingang, aber zurzeit wollen schon andere Pilger dem Daishi die Hand drücken. Ich sehe mich deshalb ein wenig um, rezitiere meine Sutren und fotografiere die 7 Glückgötter, die Wunschvase Yakushi Tsubo und auch die Pinie kann sich nicht vor mir verstecken. Mein Tag ist gerettet, ich bin zwar total kaputt, aber trotz anfänglicher Orientierungsschwierigkeiten habe ich diesen Tag zu einem erfolgreichen Ende gebracht. Jetzt muss ich nur noch einen Unterkunft finden, doch auf dem Rückweg hält mich der Verkäufer des Shops an, der direkt vorm Tempel liegt. Er verkauft hier vor allem Handtücher an die Pilger, aber da ich ohnehin nicht viel mitschleppen kann, wollte ich eigentlich nichts kaufen. Aber der Herr besteht drauf, mir ein Eis ausgeben zu wollen. Ich lehne ab, da ich in meiner ausgepowerten Situation eine Reaktion meines Magens auf die Abkühlung fürchte. Aber das Schlitzohr drückt bei mir die richtigen Knöpfe und so, ich fühle mich der Pilgeretikette verpflichtet, sitze ich dann kurze Zeit später in seinem Arbeitsraum mit einem Vanille Eis in der Hand. Stolz zeigt er mir seine Stickmaschine, mit der er Handtücher mit Motiven und Schriftzügen versehen kann. Nur die Kommunikation läuft etwas zäh. Er fragt mich nach meinen „favorit word“ (Lieblingswort) und gibt mir seine Visitenkarte. Ich sehe mich also genötigt ihm ebenfalls meine Karte zu geben. Das war ein Fehler, denn jetzt hat er die Vorlage für die Bestickung: In japanischen Symbolzeichen (Kanji) Shikoku Pilgerreise und darunter meinen Namen in lateinischen Lettern (Romaji). Als Erinnerung an meine Pilgertour, wie er sagt, und bittet mich, zusammen mit dem Handtuch für ein Foto zu posieren. An einer Wand zeigt er mir, die Ausländer, von denen er schon Bilder gemacht hat. Ich sage doch immer wieder – Japaner sammeln die merkwürdigsten Dinge und in diesem Fall Ausländer mit Handtüchern! Da ich meinen Pilgerhut nicht abnehmen muss, ich sehe bestimmt total verschwitzt aus, lasse ich es über mich ergehen. Ich verabschiede mich freundlich, danke für die Pilgergeschenke, lobe das leckere Vanille Eis und marschiere weiter, da ich noch eine Unterkunft finden muss.
Ich laufe noch so 6 km, dann sind da die ersten Hotels in der Karte eingetragen. Aber hierbei handelt es sich wohl um eine Ansammlung von Ferienhotels, die sich rund um den Yunoura Onsen niedergelassen haben. Ich durchwandere die Hotelschluchten und muss schlucken, da diese Hotels einen exklusiven und luxuriösen, sprich teueren, Eindruck machen. Ich wollte eigentlich im Tachibanan Bekkan absteigen, finde es aber nicht. Als ein Autofahrer mir auf der menschenleeren Straße entgegen kommt, halte ich ihn kurzerhand an und frage nach dem Hotel. Er kennt sich anscheinend selber nicht aus, zückt jedoch sein Handy und informiert sich. Das Bekkan gibt’s wohl nicht mehr, aber das Hotel Tachibana liegt hier direkt um die Ecke. Das hätte ich eigentlich auch zu Fuß geschafft, aber der Herr lässt es sich nicht nehmen, mich mit dem Auto vor die Tür des Hotels zu fahren und dem Portier mein Problem zu schildern. Ich bin mal wieder gerettet, zwar kostet das Zimmer ohne Essen 5400 Yen, aber Hauptsache ein Dach über den Kopf, schwirrt es mir durch mein Gehirn. Der Portier stellt mir einen Teller mit Pizza hin, obwohl ich ihm sage, dass ich keinen Hunger habe. Da ich heute auf meiner Irrtour keinen Kombini (24-h-Shop) zum Einkaufen gefunden habe, habe ich auch keinen Proviant, aber das ist mir zurzeit schnuppe. Ich will nur noch Duschen und in einen Futon krabbeln. Am Getränkeautomaten in der Lobby ziehe ich mir noch zwei Dosen und zusammen mit der Notration Kekse sollte das meinen Magen für die Nacht füllen. Aber der Portier lässt nicht locker, als ich ein Stück nehme, macht er große Augen und hält mir den Teller hin. Dabei ist das sicherlich sein Abendessen, ich habe ein schlechtes Gewissen, aber er scheint richtig froh zu sein, dass ich jetzt doch mit dem Teller den Weg zu meinem Zimmer antrete. Aber so toll ist das Zimmer dann doch nicht. Es ist überhitzt, nicht mal die Klimaanlage schafft die Hitze, so reiße ich die Fenster auf. Nach einer Dusche, auch hier gibt es nur kochend heißes Wasser, verspeise ich meine Pizza und zum Nachtisch die Kekse. Ich bin so richtig fertig, das ist bei den 30 km netto, ohne Rundendrehen und Verlaufen gerechnet, auch kein Wunder.

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