Der 30. Tag in Japan
Um 6.15 Uhr stehe ich auf, da das Tempelbüro nicht vor 7.00 Uhr öffnen wird. Für heute habe ich geplant, erst den Tempel Nr. 62 zu besuchen, hier meinen Rucksack zu deponieren und dann über Tempel Nr. 61 den schwierigen Bergtempel Nr. 60 zu besuchen. Aber meine Pläne werden dadurch zur Nichte gemacht, dass es erstens regnet und zweitens Tempel Nr. 62 erst um 9.00 Uhr öffnet. Als ich nämlich den Hōjuji betrete, ist das Pilgerbüro noch geschlossen. Ein japanisches Pärchen gibt mir Auskunft darüber, dass der Tempel erst später gegen 9.00 Uhr öffnen wird. Ich besuche also zunächst Tempel Nr. 61, der hier keine 2 km entfernt in unmittelbarer Nachbarschaft liegt. Hier kann ich auch meinen Rucksack deponieren, der von den Mönchen, mit Zettel verstehen, im Pilgerbüro aufbewahrt wird. Nur mit meinem Regencape und einer kleinen Tasche mit Pilgerbuch und Pausenzehrung starte ich auf die fast 10 km zum Bergtempel. Im englischen Kartenmaterial wird sogar davor gewarnt, den einen oder anderen Trail bei Regen zu benutzen, da es hier am Berg extrem rutschig werden kann. Aber da ich den Weg vom Kouonji Tempel gewählt habe, sollte ich jetzt auf der sicheren Seite wandern, obwohl hier alles kreuz und quer durch den Wald geht. Ich komme an einem Wasserspeicher vorbei und unterquere den Matsuyama Expressway (Autobahn). Es regnet immer wieder, aber es ist nicht unbedingt kalt, so dass ich wie in einer Sauna unter meinem Regenponcho schwitze – von wegen atmungsaktiv! Der Nebel hängt hier noch in den Bäumen, aber der Weg ist gut beschildert. Ich kremple meine Ärmel hoch und ziehe den Regenponcho in meinen Nacken, so kann ich bei Bedarf, sollte der Regen stärker werden, mich mit einem Handgriff wieder komplett verhüllen. Aber der Weg ist steil und ich schwitze, mir läuft die Soße von der Stirn. Eigentlich bin ich komplett durchgeweicht, obwohl dies nicht vom Regen kommt. Während der Regen eine Pause macht, tropft es nass von den Bäumen und auch der Nebel schlägt sich hier nieder.
Um 6.15 Uhr stehe ich auf, da das Tempelbüro nicht vor 7.00 Uhr öffnen wird. Für heute habe ich geplant, erst den Tempel Nr. 62 zu besuchen, hier meinen Rucksack zu deponieren und dann über Tempel Nr. 61 den schwierigen Bergtempel Nr. 60 zu besuchen. Aber meine Pläne werden dadurch zur Nichte gemacht, dass es erstens regnet und zweitens Tempel Nr. 62 erst um 9.00 Uhr öffnet. Als ich nämlich den Hōjuji betrete, ist das Pilgerbüro noch geschlossen. Ein japanisches Pärchen gibt mir Auskunft darüber, dass der Tempel erst später gegen 9.00 Uhr öffnen wird. Ich besuche also zunächst Tempel Nr. 61, der hier keine 2 km entfernt in unmittelbarer Nachbarschaft liegt. Hier kann ich auch meinen Rucksack deponieren, der von den Mönchen, mit Zettel verstehen, im Pilgerbüro aufbewahrt wird. Nur mit meinem Regencape und einer kleinen Tasche mit Pilgerbuch und Pausenzehrung starte ich auf die fast 10 km zum Bergtempel. Im englischen Kartenmaterial wird sogar davor gewarnt, den einen oder anderen Trail bei Regen zu benutzen, da es hier am Berg extrem rutschig werden kann. Aber da ich den Weg vom Kouonji Tempel gewählt habe, sollte ich jetzt auf der sicheren Seite wandern, obwohl hier alles kreuz und quer durch den Wald geht. Ich komme an einem Wasserspeicher vorbei und unterquere den Matsuyama Expressway (Autobahn). Es regnet immer wieder, aber es ist nicht unbedingt kalt, so dass ich wie in einer Sauna unter meinem Regenponcho schwitze – von wegen atmungsaktiv! Der Nebel hängt hier noch in den Bäumen, aber der Weg ist gut beschildert. Ich kremple meine Ärmel hoch und ziehe den Regenponcho in meinen Nacken, so kann ich bei Bedarf, sollte der Regen stärker werden, mich mit einem Handgriff wieder komplett verhüllen. Aber der Weg ist steil und ich schwitze, mir läuft die Soße von der Stirn. Eigentlich bin ich komplett durchgeweicht, obwohl dies nicht vom Regen kommt. Während der Regen eine Pause macht, tropft es nass von den Bäumen und auch der Nebel schlägt sich hier nieder.
Ich amüsiere mich mit den Krabben, die hier und da auftauchen. Ich schimpfe mit ihnen, da sie ausgerechnet heute auf dem Pilgertrail krabbeln müssen. Da man während der Pilgerreise niemandem Leid zufügen soll und weil ich die Krabben ohnehin nicht zertreten würde, versuche ich beim Steigen, nicht unbedingt auf eine zu treten. Aber die kleinen Viehcher schießen bei Erschütterung des Bodens immer wieder aus ihren Höhlen und ich darf dann zusehen, dass ich beim Ausweichen nicht das Gleichgewicht verliere. Ich bin schon froh, dass ich nicht den dicken Rucksack mitschleppen muss, auf den Hut und den Stock möchte ich nicht verzichten. Auf dem Weg zu Tempel Nr. 60 gibt es zwei kleine Hütten, bei denen ich eine Pause einlege. Ich hatte allerdings mein „Schwitzpotential“ unterschätzt, so dass ich zu wenig zu Trinken mitgenommen habe. Das letzte Stück des Weges führt über eine Autostraße, obwohl hier Autos nicht fahren dürfen, die werden mit einem Schild und einer dicken Kette daran erinnert, dass hier Fußpilger Vorrang haben. Ich lausche in den Nebel hinein und plötzlich schälen sich Gestalten aus der weißen Wand, die nur durch Bäume unterbrochen wird. Es sind nicht wenige Pilger, die mir da entgegenkommen, nein, eine ganze Busladung mit einem Priester. Ich grüße freundlich und endlich habe ich den Tempel erreicht. Leider ist auch der Tempelbezirk total vernebelt, was hätte ich bei Sonnenschein hier schöne Fotos schießen können, aber das ist das Los des Pilgers. Er muss weiter egal ob Regen, Sturm oder gleißende Hitze. Wenn man nicht stramm wandert, kühlt man sehr schnell aus. Ich friere und finde zu meiner Rettung einen Automaten, aus dem ich mir ausnahmsweise eine Dose Kaffee ziehe.
Exkurs el Nr. 60 YokominTempeji (横峰寺)
„Der Tempel neben dem Berggipfel“ erhielt seinen Namen, da er dem höchsten Berg Shikokus, dem Ishizuchi (1982 m) vorgelagert ist, d.h. neben dem eigentlichen Gipfel auf 709 m liegt. Damit gehört er neben dem höchstgelegenen Tempel Nr. 65 (Unpenji) und dem Tempel Nr. 12 (Shōsanji) zwar nur zum dritthöchsten Tempeln, wird aber in der Kategorie am schwersten zu erreichender Bergtempel (nansho) geführt. Er wurde 651 von En no Gyoja (Ahnvater des Shugendō) hier gegründet, nachdem ihm Zaō Gongen eine shintoistische Gottheit (kami) an einem Ort names Hoshi-ga-Mori (Sternenwald) erschienen war. Er schnitzte eine Statue der Gottheit und brachte sie in einem kleinen Gebäude unter. Zaō Gongen ist eine Berggottheit, von der man glaubte, sie würde auch als Shakyamuni Buddha, Kannon Bosatu oder Miroku Buddha (Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) in Erscheinung treten. Zwischen 806 und 810 lebte Kōbō Daishi hier und vollzog das buddhistische Stern-Ritual, um Unglück abzuwenden. Er bestieg den Berg Ishizuchi 24 Tage nacheinander jeden Tag, um nahe der Bergspitze zu beten. Auch Kōbō Daishi erschien Zaō Gongen und der Daishi erkannte die Heiligkeit dieses Ortes. Er schnitze die Statue des Danichi Nyorai und baute hier Tempelgebäude. Später wurde dieser Tempel der Huldigung des Kaisers Kammu (781–806; 50. Tennō) geweiht und vielen anderen erfolgreichen Kaiser und Generälen. In der Meiji-Zeit (1868-1912), unter dem Gesetz zur Trennung von Buddhismus und Shintoismus wurde der Tempel geschlossen und erst 1909 wiederhergestellt. Der Berg Ishizuchi stellt hier eine eigene Shinto Gottheit (Kami) dar, er zählt zu den 7 spirituellen Bergen Japans. Der buddhistische Tempel wurde erst zu Beginn der Meiji-Zeit (1868) wirklich eigenständig.
Nachdem ich meine Sutren rezitiert habe, hole ich mir im Tempelbüro, das sehr schön geheizt wird, meinen Nachweis über den Besuch. Ich treffe auf einen älteren Herrn mit kleinem Pilgerhut. Er will mir wohl sagen, dass der Regen nur einen Tag dauern soll, aber ich kann anfangs nicht genau heraushören, ob er jetzt „tenki“ (Wetter), „genki“ (Gesundheit) oder „denki“ gesagt hat, welches elektrisches Licht meint. Japanische ist gar keine so komplizierte Sprache, wenn man mal vom Lernen der Symbolzeichen (Kanji) absieht. Auch die Grammatik ist nicht sehr kompliziert. Schwierigkeiten bereitet vor allem, wann ich welche grammatikalische Form benutzen soll, da mit der Grammatik auch immer ein Statement gemacht wird, was den Satz näher erklärt. Das Schwierigste jedoch scheint mir nicht mal die Aussprache zu sein, aber das Hörverständnis der oftmals gleich klingenden sogenannten Homophone, die aus Hashi eine Brücke oder Essstäbchen machen. Auch das oben erwähnte Beispiel lässt einen Ausländer verzweifeln. Es fällt ebenso schwer Vokabeln zu lernen für die man einfach keine Eselsbrücke findet, weil Silben wie cho, chō, sho und shō einen nicht nur in der Aussprache zur Verzweiflung bringen.
Als ich mich dann auf den Rückweg machen will, traue ich meinen Augen kaum. Ist das nicht „Herr Siam“, der eingehüllt in Regenkleidung, die Herz-Sutra vor der Tempelhalle rezitiert. Nachdem er geendet hat, begrüße ich meinen alten Freund. Er hat mich mal wieder eingeholt oder habe ich ihn eingeholt? Und auch er macht Augen, mich hier zu sehen. Nachdem er keine Bangai Tempel besuchen und ich sie allen erkunden wollte, überrascht es mich, ihn hier zu sehen. Aber nach ein paar Brocken englisch – japanischen Wortmixes, verabschieden wir uns. Er geht ins Pilgerbüro und ich setzte meinen Rückweg fort. Hoffentlich hält sich das Wetter wenigstens, und fängt nicht wieder zu regnen an. Regen kann hier gleichmäßig über mehrere Tage vor sich hin fallen, ohne größere Pause. Aber ich hoffe wieder auf ein Tagesereignis, so wie es mir vor einigen Tagen schon mal passiert ist. Auf meinem Rückweg, ich bin jetzt im Laufschritt talwärts unterwegs, hole ich die Pilgergruppe vom Hinweg wieder ein. Zuerst dache ich, sie würden nur den Weg vom Parkplatz zum Tempel laufen, aber anscheinend laufen sie den Trail bis zum Fuß des Berges. Die gucken ganz schön verdutzt, als ich mich so im Galopp mit weiten Schwüngen zwischen ihnen hindurch schlängle, jedoch nicht ohne ein „konnichi wa“ (Guten Tag) auf den Lippen. Auf dem Rückweg kehre ich noch im Shirataki Okunoin ein: Was vom Trail wie ein kleiner Park wirkt, stellt sich bei näherer Betrachtung als ein Tempel mit am Fluss erbauter Huldigungsstätte heraus. Hier an einem kleinen Wasserfall sind Statue von Fudō Myōō und seine Begleiter aufgestellt. Als ich im Tempel Nr. 61 auf meine Uhr schaue, bin ich erstaunt, da ich für den Weg zum Bergtempel (ca. 10 km) einen ganzen Vormittag gebraucht habe, für den Rückweg nur 1,5 Stunden.
Exkurs Tempel Nr. 61 Kōonji (香園寺)
„Der Tempel des wohlriechenden Gartens“ wurde von Shōtoku Taishi (573-621) Mitte des 6. Jahrhunderts gegründet, im 8. Jahrhundert weilte Gyōgi (729-749) hier und im 9. Jahrhundert (808-810) leistete Kōbō Daishi seine 4 Hilfs-Versprechen:
1. - Kindern zu helfen (ko sodate),
2. - eine leichte Geburt (anzan),
3. - anderen Menschen zu helfen (migawari) und
4. - Frauen zu erlauben, Buddhaschaft zu erlangen (nyonin jobutsu).
Nach diesen Versprechen wird der Tempel auch Koyasu-Daishi, also „Daishi, der die Kinder beschützt“, genannt. Laut Legende traf der Daishi hier eine schwangere Frau, die Schwierigkeiten bei der Geburt hatte. Nachdem er das Goma Ritual vollzogen und für sie gebetet hatte, brachte sie ohne Mühe einen gesunden Jungen zur Welt.
Den Honzon (Hauptgottheit), eine kleine goldene Dainichi Nyorai Statue soll Kōbō Daishi mit aus China zurückgebracht haben. Zwischen 1573 und 1592 wurden sämtliche Tempelgebäude von Chōsokabe Truppen niedergebrannt, der Tempel verfiel in aller Stille.
1923 gründete der Tempelvorsteher Yamaoka Zuien eine Organisation mit dem Namen „Koyasu Ko“. Basierend auf Kōbō Daishis Versprechen, beten sie für Frauen um eine leichte Geburt. Der Tempelvorsteher bereiste nicht nur Japan, sondern auch Korea, China und Amerika. Die Gruppe soll an die 20.000 Menschen umfassen.
Der Tempel wurde erst 1976 in Zement und in einem sehr westlichen Stil wiederaufgebaut. Er wirkt mehr wie eine Amerikanische Versammlungshalle, sowohl Hondō (Haupthalle) als auch Daishi-dō (Daishi-Halle) befinden sich in dieser zweistöckigen Gebäude, die der Pilger betreten und auf Stühlen Platz nehmen darf. Es befinden sich in der Haupthalle Statuen von Dainichi Nyorai, Fudō Myōō und Koyasu Daishi. Der Kōnji ist Beispiel dafür wie ein mittelloser Tempel in kürzester Zeit zu einem der reichsten Tempel der Pilgertour werden kann, nämlich indem man den Gläubigen eine leichte Geburt verspricht.
Ich hole meinen Rucksack wieder bei den netten Mönchen ab. Jetzt habe ich auch den seitlichen Eingang in das hypermoderne Kastengebäude entdeckt. Ich spähe vom Eingang zwar noch in die große Halle, möchte mir hier aber nicht die Schuhe ausziehen, um noch länger hier zu verweilen, da ich Tempel Nr. 62 noch einen kurzen Besuch abstatten muss, der heute Morgen noch geschlossen war.
Exkurs Tempel Nr. 62 Hōjuji (宝寿寺)
„Der Tempel von Glück und Reichtum“ wurde im 8. Jahrhundert ursprünglich als Schrein „Ichinomiya“ auf Geheiß des Kaisers Shōmu (701-756; 45. Tennō) errichtet. Der Kaiser ließ nicht nur für jede Provinz einen Tempel errichten, sondern auch für jede einen Schrein. Während also Tempel Nr. 59 (Kokubunji) der Provinz-Tempel (tera) war, ist der Ichinomiya der Provinz-Schrein (jinja) für die Provinz Iyo (heute Ehime) gewesen. Zwischen 810 und 824 weilte Kōbō Daishi hier, gründete den Tempel unter dem Namen Hōjuji und schnitzte den Honzon (Hauptgottheit), die elfgesichtige Kannon (Jūichimen Kanzeon Bosatsu) nach dem Vorbild der Kaiserin Kōmyō (Gattin des Shōmu). In dieser Zeit hatte die Ehefrau von Lord Ochi, Herr der Provinz Iyo, Schwierigkeiten bei der Geburt ihres Kindes. Doch als Kōbō Daishi ihr Wasser aus der Tempelquelle zu trinken gab, brachte sie ein gesundes Kind zur Welt. Aus diesem Anlass wurde eine Statue der einfachen Niederkunft geweiht. Aber der Tempel wurde immer wieder von Fluten heimgesucht. Er wurde erst 1923, als die Zuglinie „Yosan Line“ von Japan Railways gebaut wurde, an den derzeitigen Ort versetzt.1585 brannte der Tempel nieder, 1642 wurde er von einem Priester namens Yūden wiederaufgebaut. Während der Meiji-Periode (1868-1912) soll er leer gestanden haben, aber 1878 von dem Pilger Ōishi Ryūhen wiederaufgebaut worden sein. Bemerkenswert ist, dass vor dem Tempel die wohl älteste Wegmarkierung der Shikoku Pilgerroute steht, sie trägt folgende Inschrift:„ 一国一官別当宝寿“
Jetzt ist im Tempel schon mehr Betrieb als heute Morgen. Ich treffe auf eine kleine Reisegruppe von 12 Personen, die gerade mit ihrem Priester die Herz Sutra rezitiert. Doch bevor diese Herrschaften das Pilgerbüro stürmen, lasse ich mir einen Eintrag im mein Pilgerbuch geben und wandere an der Straße Nr. 11 in Richtung Tempel Nr. 63. Theoretisch muss ich den ganzen Tag eigentlich nur an der Straße Nr. 11 weiterlaufen, um zum nächsten Tempeln zu kommen. Nach einem Katzensprung von 1,5 km kann ich schon das Gelände des Kichijōjis (Tempel Nr. 63) betreten.
Exkurs Tempel Nr. 63 Kichijōji (吉祥寺)
„Der Tempel der Kichijōten“ bezieht sich auf die indische Göttin des Glücks und Wohlstands Laksmi, die als japanische Adaption „Kichijōten“ genannt wird. Kōbō Daishi soll sie zwischen 810 und 724 zusammen mit dem Ehemann Bishamonten und ihrem Sohn Zennishidōji geschnitzt haben. Doch schon 587 soll dem Prinzen Shōtoku Taishi (574-622), man kennt ihn im heutigen Japan als Kulturheld und vom 10.000 Yen Schein, Bishaomnten während eines Kampfes erschienen sein und ihn gerettet haben. Deshalb wählte Kōbō Daishi Bishamonten, Gott der Samurai, des Glücks und Wohlstands, als Honzon (Hauptgottheit). Er ist heute der einzige Tempel der Pilgertour mit dieser Hauptgottheit. Der Tempelkomplex auf dem Gipfel des Sakamoto Berges hat zu seinen besten Zeiten 21 Gebäude umfasst, wurde jedoch im 16. Jahrhundert bei einem Kampf zwischen Kobayakawa Takakage (1533-1597) und Chōsokabe Motochika niedergebrannt. Und 1659 an seiner jetzigen Stelle, zusammen mit einem Zweigtempel eines anderen Kichijōji Tempels, wiederaufgebaut. Bemerkenswert ist hier eine Kannon Statue im Hondō (Haupthalle), die wie schon im Tempel Nr. 53 als „Mariya Kannon“ verehrt wird und Chōsokabe Motochika von einem spanischen Kapitän anvertraut worden war. Es handelt sich um eine 30 cm große Porzellanfigur, die zusammen mit einer „versteckten Buddha“ Statue von Gentaku Kaneko, Herr von Takao Castle, dem Tempel gestiftet wurde. In einem achteckigen Gebäude, das „fujuju kaku“ genannt wird, werden die 7 Glücksgötter verehrt. Von einem Stein (jōju seki) wird behauptet, der könne Wünsche erfüllen, wenn man mit geschlossenen Augen vom Hondō (Haupthalle) bis zum diesem Stein gehen und seinen Wanderstock durch seine Öffnung stecken kann.
Vor dem Tempeltor wird man gleich von zwei kleinen Steinelefanten begrüßt, was sich wohl auf die indische Herkunft der Gottheit Laksmi zurückführen lässt. Es regnet zwar noch immer leicht, aber jetzt kann ich mit meiner Kamera von Dachüberstand zum nächsten springen und muss nicht befürchten, mit meinem Objektiv im Regen zu stehen. Aber allzu lange halte ich mich nicht hier auf, denn am Wetter kann ich ohnehin nichts ändern. Ich fotografiere zufällig noch den Wunschstein (jōju seki) und mache mich wieder auf den Pilgerweg. Als ich am Ishizuchi Onsen vorbeikomme, habe ich kurze den Gedanken, hier einzukehren und das Regenwetter auszusitzen. Doch der Onsen (Thermalbad) ist leider geschlossen bzw. sieht aus, als hätte man ihn für immer verlassen, da alles verrammelt und mit Ketten abgesperrt ist. Ich laufe weiter und überlege, ob und wo ich eventuell einkehren könnte. Das Regenwetter ist an sich nicht wirklich ungemütlich, so lange man läuft bleibt man warm und das Wetter ist, wenn man nicht gerade in den Bergen herumläuft, auch nicht kühl. Aber meine nassen Füße machen mir sorgen, ich fürchte mir so noch die Blasen zu holen, von denen ich bis jetzt verschont worden bin. Der Regen lässt nach und hört fast auf. Ich fasse wieder neuen Mut.
Exkurs Tempel Nr. 64 Maegamiji (前神寺)
„Der Tempel gegenüber der Gottheit“ bezieht sich wahrscheinlich auf seine Lage am Fuße des Berges Ishizuchi, der als Gesamtheit eine Gottheit (kami) im Shinto darstellt. Gegründet wurde dieser Komplex aus Tempel und Schrein vom Begründer des Shugendō (Bergasketentum) En no Gōja (634-?), als ihm während seines Trainings am Berg die Buddhas Shakyamuni und Amida in Gestalt von Zaō Gongen erschienen sind. Der Tempel beherbergt neben einer Zaō Gongen Statue auch eine Statue von Shaka Nyorai als Honzon (Hauptgottheit), die ebenfalls En no Gyō zugeschrieben wird. Im 8. Jahrhundert betete Kaiser Kammu (737 -806; 50. Tennō) hier um seine Genesung von einer Krankheit. Nachdem er wiederhergestellt war, stiftete er 7 Gebäude, eine Pagode und benannte den Komplex offiziell in Maegamiji um. Zwischen 774 und 835 hat Kōbō Daishi hier auf dem Berg Ishizuchi Goma-Feuerrituale abgehalten und widmete sich 21-Tage lang der Morgensternmeditation (Gumonji). 1889 wurde der Maegamiji an seinen jetzigen Ort verlegt, da er unter das Gesetzt zur Trennung von Buddhismus und Shintoismus fiel. 1967 brannte der Hondō (Haupthalle) nieder, wurde aber 1972 wiederaufgebaut. Bemerkenswert ist, dass das Betreten den Berges Ishizuchi früher für Frauen verboten war, heute dies nur für jeden 1. Tag im Monat gilt. An jedem 20. des Monats kann im Gongendō (Halle des Gongen) die kleine Statue des Zaō Gongen besichtigt werden. Wer den Priester um Erlaubnis bittet, kann sie an der Stelle berühren, an der er Schmerzen hat. Sie funktioniert also ähnlich wie eine von den roten oder schwarzen Binzuru (Jünger Buddhas) Figuren in den anderen Tempeln. Neben dem Daishidō (Daishi Halle) gibt es eine Fudō Statue (ontaki gyōba fudōson) unter einem Wasserfall, eine Übung aus dem Shugendo, und es bringt Glück, wenn eine Münze am Felsen kleben bleibt. Der Tempel ist heute Hauttempel des Ishitetsu Zweiges des Shingon Buddhismus und gleichzeitig Zentrum des Ishizuchi Shugendos rund um den höchsten Berg Shikokus, dem 1982 m hohen Ishizuchi.
Eigentlich hatte der Regen kurz hinter Tempel Nr. 63 schon fast aufgehört, als ich jedoch im Tempel Nr. 64 eintreffe, regnet es wieder wie aus Kübeln. Meine Fotos im Tempel muss ich wie schon in den vorangegangenen Tempeln „aus der Hüfte schießen“, d.h. ich lüfte den Regenponcho über Kamerahöhe und muss dann fast im Blindflug die Bilder aufnehmen. Die Bilder sind dann nicht so schön, zumal alles verregnet ist und auch Regentropfen auf dem Objektiv können einem die Freunde am Knipsen „verhageln“. Ich bewundere noch den erwähnten Fudō Myōō mit den hängengebliebenen Münzen und ein Hähnchen, welches eigentlich ein Phoenix darstellen soll. Ich mache mich dann aber auf den Weg in meine Unterkunft. In ca. 5 km Entfernung liegt Saijō City und in der Nähe des Bahnhofs Iyo-Saijō sind in meiner Karte etliche Hotels eingetragen. Ich werde mein Glück im Business Hotel Tamanoya versuchen. Doch zuvor mache ich einen Abstecher zum Bahnhof, da hier an einer öffentlichen Entnahmestelle das „uchinuki“, das berühmte Quellwasser von Saijō City gekostet werden kann, welches zu den 100 besten in Japan zählt. Wasser von außen hatte ich heute schon genug, jetzt wässere ich mich noch von innen und kann mir dann eine Unterkunft suchen. Im BH Tamanoya werde ich von einem freundlichen Mütterchen begrüßt und beziehe ein schönes Zimmer, das sogar einen großen Ohrensessel aufweist. Die Aussicht über die verregnete Stadt ist etwas trostlos, aber ich sitze im Trockenen und kann hier auch meine Wäsche waschen. Für die Übernachtung und Frühstück, welches es morgen um 6.30 Uhr im Restaurant im 2. Stock geben soll, bezahle ich 4570 Yen. Ich tat gut daran hier einzukehren, denn meine Füße sind von der Feuchtigkeit aufgequollen und weich, zu groß ist die Gefahr, sich so Blasen zu scheuern, die bei der Dauerbelastung nicht so einfach verheilen dürften.
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