Der Shikoku-Pilgerweg (jap. Shikoku hachiju hakkasho) auf der Insel Shikoku („4 Präfekturen“) in Japan besteht aus 88 buddhistischen Tempeln, die mehr oder minder mit dem Gründer des japanischen Shingon-Buddhismus, Kobo Daishi (774-835), in Verbindung gebracht werden.
Manchen Legenden zufolge soll Kukai, wie sein Mönchsname war, selbst diese Pilgerreise begründet haben. Aber wahrscheinlicher ist, dass Mönche vom Haupttempel der Sekte auf dem Koya-san Berg (Präfektur Wakayama), auf den Spuren ihres Meisters wandeln wollten.
Die Strecke beträgt etwa 1.200 km bzw. 1.400 km, das hängt davon ab, ob man nur die 88 Haupttempel oder die zusätzlichen 20, nicht zu den Haupttempeln zählenden, Bangai Tempeln besucht.
Die Pilger werden „Henro“ genannt, man kann die Tour zu Fuß, motorisiert mit Auto oder Bus und sogar mit dem Hubschrauber absolvieren. Die Fußstrecke, die man in 40 bis 60 Tagen schaffen kann, wird nur von wenigen wandernden Pilgern genutzt. Die Strecke muss aber nicht in einem Stück, sondern kann auch etappenweise absolviert werden. Überhaupt ist das Wichtigste bei der Pilgerreise die Ernsthaftigkeit. Es kommt nicht darauf an, wie schwer man sich die Sache macht. So ist ein Fußgänger (aruki henro) keinesfalls besser oder schlechter als ein Pilger, der sich vom Bus von einem zum anderen Tempel fahren lässt. Man muss bedenken, dass in Japan nur Rentner wirklich Zeit haben, lange Reisen zu unternehmen. Die arbeitende Bevölkerung nimmt sich allenfalls eine Woche für den Urlaub und führt die Pilgerreise beim nächsten Urlaub fort.
Pilger sind an ihrer Pilgerkleidung zu erkennen, die man allesamt an Tempel Nr. 1 (Ryōzenji) kaufen kann. Hierzu gehört das weiße Gewand (hakui), welches man wahlweise zum Pilgerbuch abstempeln lassen kann. Große Seggehüten (sugegasa) schützen vor Regen, der auf Shikoku nicht selten ist, und auch vor der brennenden Sonne. Gehstöcken (kongozue) sind ein Muß für jeden Pilger, ob nun hier in Shikoku oder beim Wandern z.B. auf den erloschenen Vulkan Fuji-san. In einer kleinen Tasche (zudabukuro) befinden sich meist ein buddhistischer Rosenkranz (juzu), das Pilgerbuch (nōkyochō), Namensstreifen (osame fuda), eine kleine Glocke, Kerzen oder Weihrauchstäbchen und einige Münzen für den Opferkasten. Buddhistische Tempel in Japan werden nicht vom Staat, sondern von seinen Mitgliedern getragen.
In letzter Zeit finden auch immer mehr Ausländer den Weg nach Shikoku. Seit dem Buch von Paulo Coelho „Auf dem Jakobsweg“ und H.P. Kerkelings „Ich bin dann mal weg“, ist Pilgern wieder modern. Ja, ja ich gebe es zu, ich habe die beiden auch gelesen!
Man nimmt sich eine Auszeit, sei es dass man seine Religiosität bzw. Spiritualität neu entdecken will oder einen nur die Herausforderung reizt, an Ziel zu kommen.
Zum Glück gibt es jetzt für die Shikoku Tour auch Reiseführer in englischer Sprache, so dass auch der, dem Japanisch nicht mächtige, seinen Weg finden kann.
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